Buchstabenwürfel

Buchstabenwürfel und Spiele mit den durch sie erzeugten Buchstaben- und Wort-Kombinationen sind ein anregendes und hilfreiches Werkzeug für das kreative Schreiben. Das hier vorgestellte Buchstabenwürfel-Spiel Aabcadarabra wurde im IAK entwickelt, um Seminarteilnehmer zu ermutigen, mit Sprache zu spielen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.

Einführung

Von Aabcadarabra gibt es mehrere Varianten. Alle werden gespielt mit 16 Buchstabenwürfeln, die so mit Buchstaben bedruckt sind, daß jedes Zeichen in etwa entsprechend seiner Häufigkeit in der deutschen Sprache vorkommt – also viele ‚e‘ und ‚r‘ und ’s‘ und natürlich entsprechend wenig ‚y‘, ‚z‘ und ‚x‘.

Die Buchstabenwürfel sind auch ein Symbol für den kreativen Prozess an sich, wie wir ihn im IAK verstehen. Dieser besteht aus vier verschiedenen Stadien:

  • Fragmentierung
  • Assoziation
  • Umstrukturierung
  • Neu-Vernetzung

In der Analogie des kreativen Prozesses mit der Beschreitung eines Irrgartens entspricht die Fragmentierung dem Irrgarten, während die Neu-Vernetzung mit ihrer deutlichen Ordnung die klare Struktur des Labyrinths spiegelt.

1 – Das Wortkreuz

Bei dieser Variante von Aabcadarabra erstellen Sie mit Hilfe der Buchstabenwürfel ein Kreuz aus Wörtern mit möglichst vielen unterschiedlichen Wörtern und möglichst allen zur Verfügung stehenden Buchstaben. Dann schreiben Sie einen Text, in den Sie möglichst alle Wörter integrieren, die in dem selbstgestalteten Wortkreuz entstanden sind. Zusätzliche Wörter (die textliche Lücken füllen) sollen dabei auf einem Minimum gehalten werden.

Bewertung

  • Jeder verwendete Buchstabe (max. 26) = 10 Punkte
  • Jedes eigenständige Wort (mit mind. 2 Buchstaben – z. B. „Ei“) = 10 Punkte
    (Es sind keine Abkürzungen wie z. B. „d.h.“ erlaubt)
    Jeder Buchstabe (mit Mehrfach-Nennungen, da ja durch das Wortkreuz verschiedene
    Buchstaben in verschiedenen Wörtern vorkommen) = 10 Punkte
  • Jeder Satz = 10 Punkte. Es darf max. N Sätze geben (N = Zahl der Wörter des Wortkreuzes)
  • Text: Verständlichkeit des Textes = max. 10 Punkte oder weniger
    Originalität des Textes = max. 10 Punkte oder weniger
    Der Sinngehalt = max. 10 Punkten oder weniger
  • Extras: z. B. ein Text, der als Rätsel ausgebildet ist oder ein Gedicht darstellt mit oder ohne Reim, ein Limerick oder High Cue oder Renga. Bewertungskriterien für diesen Text: Originalität, Länge usw.

2 – Das Phantasiewort

Bei dieser Variante von Aabcadarabra lassen Sie ein Phantasiewort als Anregung entstehen.

Das Phantasiewort entsteht dadurch, dass man die Buchstabenwürfel vor sich hinfallen lässt, am besten auf einem dunklem Untergrund (z.B. ein schwarzes Tuch). Dann schaut man, welches Wort sich allmählich aus dem Gewürfelten herausbildet – vielleicht erst eine Silbe, dann ein ganzes Wort (es müssen nicht alle Buchstaben verwendet werden). Dieses Wort soll ein Phantasiewort sein – ein Wort, das es nicht gibt. Zu diesem Wort wird dann ein kleiner Text geschrieben, vielleicht eine kleine Erzählung, eine Anekdote oder ein Stichwort für ein fiktives Lexikon.

3 – Das Buchstabenorakel

Bei dieser Variante von Aabcadarabra verwenden Sie die zufällig geworfenen Buchstaben als Orakel, welches wiederum eine Anregung zum kreativen Schreiben darstellt.

Hier stellt man sich eine mehr oder minder wichtige persönliche Frage, wirft dann die Buchstabenwürfel und bildet ein Wortkreuz. Aus den Wörtern bildet man ein Haiku (ein drei-zeiliges Gedicht aus japanischer Tradition, welches aus maximal 17 Silben besteht: 5-7-5 Silben). Dieses Haiku könnte z. B. ein Portrait über eine Person sein, über die man sich klarer werden möchte (weil man vielleicht in sie verliebt ist). Das Erstaunliche hierbei ist, dass die Wörter in dieser Anordnung wie eine Art Orakel wirken.

Auch bei einem Orakel wie dem Tarot oder dem I Ging ist es ja die verblüffende Information aus einer völlig anderen Umgebung (Bild einer Tarot-Karte, ein Orakelspruch des I Ging), welche eine neue Perspektive und damit vorher nicht gesehen Antworten ermöglicht. (Vergleiche hierzu auch die OH-Karten)

4 – Limerick

Bei dieser Variante von Aabcadarabra verwenden Sie die Buchstaben als Ausgangspunkt für einen Limerick.

Diese Übung geht folgendermaßen: Man würfelt wiederum Wörter, bildet ein Wortkreuz und daraus einen Limerick. Das ist schon eine recht anspruchsvolle Aufgabe. Anschließend sucht man die Schlüsselwörter dieses Limericks heraus, rahmt sie wie einen Kasten mit einer sog. Kartusche ein und macht ein Limerick zu jedem dieser weiteren Wörter. Das heißt, es entsteht um das ursprüngliche Kern-Limerick ein ganzer Kreis von weiteren Limericks, die sich im Idealfall aufeinander beziehen, so dass das Ganze ein geschlossenes System wird oder eben auch offen bleibt, so dass man endlose weitere Limericks machen kann.

Eine sehr anspruchsvolle Gedankenakrobatik, die gerade für Sprachbegabte eine besondere Herausforderung ist.

5 – Labyrinth des Lebens

Bei dieser Variante von Aabcadarabra verbinden Sie die Buchstaben mit einem Labyrinth als Metapher für den kreativen Prozess.

Die Buchstabenwürfel werden auf eine Abbildung des klassischen kretischen Labyrinths fallengelassen (der nur eine einzige, in sich verschlungene Windung hat). Es werden einige Buchstaben außerhalb des Labyrinths liegen, andere in diesem einen Labyrinthgang – und der eine oder andere sogar im Kern. Nun füllt man die Lücken zwischen den am nächsten beieinander liegenden Buchstaben so aus, dass sinnvolle Wörter entstehen.

Im Idealfall entsteht ein ganzer Text, der von außen, dem Eingang des Labyrinths, nach innen führt und sich allmählich entwickelt. Dasselbe könnte man dann auch von innen nach außen machen, wo die Buchstaben ja in der anderen Reihenfolge liegen. Also, wie gesagt, es geht hier ums Lückenfüllen, um das „Entdecken von Sinn“ in einer zunächst unsinnigen, zufälligen Anordnung von Buchstaben.

Aktualisiert: 14. Mai 2017 (02. März 2011)