Zeittafeln als Werkzeug

Zeit

Zeittafeln strukturieren Information
Foto: Robbert van der Steeg

Zeittafeln sind ein geistiges Werkzeug zum Lernen, Recherchieren und Organisieren.

Das Anlegen einer Zeittafel ist eine ideale Methode zum Lernen, Recherchieren und Organisieren. Ausführlich stellte Dr. Jürgen vom Scheidt diese Methode in seinem Buch „Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Hochbegabung und Kreativität“ vor. Das Anlegen einer Zeittafel hat nicht zuletzt auch eine wichtige didaktische Funktion: Es zwingt zum Auswählen des Wesentlichen.

Fragen tauchen auf, die nach einer intellektuellen Auseinandersetzung und ggf. nach weiteren Recherchen verlangen: „Welches Ereignis hat sich wann wo auf wen und / oder auf was wie ausgewirkt – und warum?“. Ein bestechender Vorteil einer Zeittafel (noch dazu, wenn man sie in einer Datenbank entwickelt) ist, daß man sie nach Belieben und mit Leichtigkeit ergänzen kann.

Vorbildliche Zeittafeln

Vorbildliche Beispiele für Zeittafeln finden sie u.a. in folgenden Büchern:

  • Zeittafel zu Harry Potter von Jana Blank und Wulf Walther in „Interpretation zu Band 5 der Harry Potter-Reihe“. Wer J.K. Rowlings abenteuerliche Welt von Harry Potter entweder noch nicht kennt, beim Lesen eines neuen Bandes die Vorläufer wieder präsent haben möchte oder bei einer Zweitlektüre sich in diesem inzwischen schon ungemein komplexen Erzählwerk noch einmal orientieren möchte (um die vielfältig ineinander verflochtenen Erzählstränge und Schicksale besser zu begreifen), dem sei als erster Einstieg dieses didaktisch sehr gut aufbereitete Buch empfohlen. Es wurde von Lehrern für Lehrer als modellhafter Leitfaden für den Literaturunterricht geschrieben – ist also für Schüler nicht unbedingt der sinnvollste Einstieg. Erwachsene, die sich von gelegentlichen germanistischen Fachwörtern nicht abschrecken lassen (ihre Bedeutung erschließt sich ohnehin aus dem Zusammenhang) ziehen jedoch großen Gewinn aus diesem schmalen Bändchen. Man sollte sich auch von dem etwas sperrigen Titel Interpretation zu Band 5 der „Harry Potter“-Reihe nicht abhalten lassen, denn hier wird eine Menge geboten, und das noch dazu sehr liebevoll und akribisch aufbereitet. Unter anderem sind dies ein knapper Abriß der ersten fünf HP-Bände, eine ausführliche Inhaltsangabe zu Bd. V, eine Liste der wichtigsten Figuren, ein Stammbaum der (in Bd. V noch wichtiger gewordenen) Familie Black, zu der auch HP’s Mentor Sirius gehört, undanderes mehr.
  • Sigmund Freuds „Kürzeste Chronik“ :
    Sigmund Freud führte von 1929-1939 ein äußerst komprimiertes „Tagebuch“ – seine „Kürzeste Chronik“, in die er nur Stichwörter dieser Art eintrug: „31. Okt (1929): im Nobelpreis übergangen“, „So 2. Nov: Erste Tarokpartie – Besuch Rickman“ usw. bis „Fr 25 (Aug) Eva nach Nizza. Dorothy N York“, „Kriegspanik“. 1992 wurden all diese (für Außenstehende äußerst kryptischen) Notizen in einem wunderbar editierten Großband 1992 von Michael Molnar vom Freud-Museum in London 1992) Detail für Detail aufgeschlüsselt – ein einzigartiges Dokument und Referenz für die Zeittafel-Methode.
  • Zeittafel der komenden Ereignisse von Ray Kurzweil in „Homo s@piens“.
    Sehr eindrucksvoll ist auch die Zeittafel, die Ray Kurzweil seinem Buch über den – nach seiner Meinung unaufhaltsamen – Vormarsch der immer intelligenter und kreartiver werdenden Maschinen beigefügt hat: Homo s@piens. Diese Zeittafel reicht von den Anfängen der Computerei im Barock bis in die ferne Zukunft der 23. Jahrhunderts. Sehr lesenswert!

Anmerkungen

Einfälle zu Träumen anders ordnen – und staunen. In seinem Buch „Geheimnis der Träume“ zeigt IAK-Gründer Dr. Jürgen vom Scheidt unter anderem, wie man aus einem Traum, der ja zunächst einmal sehr rätselhaft und durch meist schwer oder gar nicht verständliche Symbole befrachtet ist – verständliche autobiographische Informationen herauslösen kann. Die Methode hat Sigmund Freud bereits 1900 in seinem epochalen Werk Die Traumdeutung vorgestellt: das „Freie Assoziieren“.

Man gewinnt auf diese Weise eine Reihe von Erinnerungen bzw. Erlebnissen, die zunächst kunterbunt durcheinander einfallen, also in keiner zeitlich klaren Abfolge, sondern nach Themen geordnet sind – oder gar nicht.

Ordnet man dieses Erinnerungsmaterial nun zusätzlich in einer kleinen Zeittafel chronologisch, so werden nicht selten sehr interessante Zusammenhänge sichtbar: beispielsweise, wie sich ein zentraler Lebenskonflikt in immer neuen Variationen wiederholt.

Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse können einem helfen, den Konflikt besser zu vestehen und ab da auch anders zu lösen – mit neuen Verhaltensweisen.

Bibliographie

  • Blank, Jana de und Wulf Walther: Interpretation zu Band 5 der „Harry Potter“-Reihe. München 2004 (Oldenbourg)
  • Freud, Sigmund: Die Träumdeutung. (1900) Frankfurt am Main 1964 (S. Fischer)
  • Freud, Sigmund: Tagebuch 1929-1939 (Hrsg. Molnar, Michael): . (1992). Dt. Basel / Frankfurt am Main 1996 (Stroemfeld / Roter Stern)
  • Kurzweil, Ray: Homo s@piens. (1999) Köln 1999 (Kiepenheuer & Witsch
  • Molnar, Michael (Hrsg.) s. Freud, Sigmund 1992
  • Scheidt, Jürgen vom: Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Hochbegabung und Kreativität. München April 2004 (Allitera)
  • Ders.: „Geheimnis der Träume. (1985 / 1992) Landsberg am Lech 1999 (mvg)

Aktualisiert: 10. August 2015