Wie fange ich an?

Calligraphy

Aller Anfang ist schwer - allerdings etwas weniger, wenn man sich weniger Hürden errichtet / Foto: Vintage Collective

Aller Anfang ist schwer. Diese triviale Feststellung trifft natürlich auch beim Schreiben zu. Aber wenn man diese erste Erfahrung im Rahmen des kreativen Schreibens gemacht hat, ändert sich viel. „Aller Anfang“ kann dann durchaus leicht sein – vor allem wenn man sich während dieser ersten Phase nicht zu viele Gedanken über die Qualität dessen macht, was man da gerade zu Papier bringt. Einfach drauflos schreiben: das ist die Lösung. Jeder erste Satz ist in Ordnung. Später kann man ihn ja, wie alle anderen Sätze und Absätze und Kapitel eines Textes solange überarbeiten, bis er „stimmt“. Die wichtigste Lektion des Kreativen Schreibens lautet nämlich:

„Hau in die Tasten!“

So formuliert es eindrucksvoll der Schriftsteller Forrester (gespielt von Sean Connery) in dem Film „Forrester gefunden“.

Alles was man zu Papier bringt, ist genau so richtig, wie es dasteht. Zunächst jedenfalls. In der nächsten Phase des Überarbeitens ändern sich dann natürlich die Maßstäbe. Da muss man dann intensiv Bewerten (Evaluieren), selbstkritisch die Sätze und Wörter überprüfen und sie notfalls ändern. Es gibt da keine Grenzen für zunehmende Professionalität. Aber es ist enorm entlastend, wenn man nicht schon vom ersten Satz an diesen überhöhten Anspruch der Druckreife wie eine Monstranz in der Kirche vor sich her zum Altar trägt.
Autor ist man nicht: man wird es. Man wird es mit jedem neuen Text ein wenig mehr.

Wort für Wort

Ich fange an, indem ich Wort für Wort und Satz für Satz aufs Papier bringe, genau so wie es mir gerade durch den Kopf geht: zu bestimmten Themen, Problemen oder Plots. Der innere Kritiker und Zensor hat in dieser Roh-Phase zu schweigen. Eine große Hilfe dabei ist die von uns im IAK entwickelte Methode mit den Vier Spalten. Die Arbeit am Text-Projekt geht dabei einher mit einem parallel geführten Tagebuch über die Entstehung eben dieses Text-Projekts; wir bezeichnen dies als Begleitendes Logbuch.

In der Endphase eines Texts-Projekts, beispielsweise eines Romans, ist das dann natürlich völlig anders.

Aber das ist eine andere Geschichte. Kreatives Schreiben ist jedenfalls vor allem eines: drauflos schreiben. Der Anspruch an mehr Professionalität kommt von allein, je mehr Texte sich im Archiv ansammeln und nach Überarbeitung verlangen. Wie heißt es so schön, bezogen auf eine ganz andere Tätigkeit: „Der Appetit kommt mit dem Essen.“