HyperWriting

HyperWriting

HyperWriting: eine Weiterentwicklung des Creative Writing / Foto: photosteve101

Das HyperWriting ist eine im Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie weiterentwickelte Form des kreativen Schreiben (Creative Writing). Sie ist in den Seminaren des Instituts entstanden und hat sich als erfolgreiches Werkzeug zum Entwickeln von Ideen, Erstellen von Texten und zur persönlichen Weiterentwicklung bewährt.

Die Urform dessen, was wir als HyperWriting bezeichnen, ist das „publizierte Tagebuch“. Es verbindet – durch die Veröffentlichung – das Persönliche mit dem Allgemeinen. Die modernste Variante ist das BLog – das (We)BLog(buch) oder Internet-Tagebuch. Das Solo im Jazz kommt dem am nächsten, worum es beim HyperWriting geht: absichtslos schreiben und dabei den richtigen Ton finden.

Hintergrund

Creative Writing, wie es in den USA im 20. Jahrhundert entstandenen ist, bestand und besteht noch immer vor allem darin, den Studenten von Literatur-Seminaren an den Universitäten nicht länger nur fremde Texte zum Studieren und Interpretieren vorzulegen – sondern sie selbst schreiben zu lassen; wobei man gerne bereits arrivierte Schriftsteller alsLehrer einsetzte. Man kann diese Variante sehr schön betrachten in dem köstlichen Film Die Wonderboys (mit Michael Douglas als abgewracktem Erfolgsautor und Dozent und Toby Maguire als hochtalentiertem Studenten – der in seinem schreibblockierten Lehrer die Lust am eigenen Schreiben wieder zum Leben erweckt).

Außerdem arbeitet diese USA-Variante (die heute auch bei uns in unzähligen Schreib-Werkstätten gelehrt wird, inzwischen sogar an manchen deutschen Universitäten) mit mehr spielerischen Methoden wie Cluster und MindMap. Ansonsten ist das Ziel durchaus dem der tratidionellen, auf erfolgreiche Veröffentlichung ausgerichtete literarischen Produktion verpflichtet – oder bescheidet sich mit reinen Hobby-Schreiben.

Nachdem der ursprüngliche Kontext, innerhalb dessen wir unsere Art des Schreibens entwickelten, von Selbsterfahrung und Psychotherapie bestimmt war, gestaltete sich unser Ansatz zunächst völlig konträr zu diesem erwähnten amerikanischen – von dem wir lange gar nicht wußten, daß es ihn überhaupt gab. (Es soll der Vollständigkeit halber noch erwähnt werden, daß es auch in den USA die Varianten des Tagebuchschreibens als Instrument der Selbsterfahrung und des therapeutischen Schreibens schon seit den 1980-er Jahren gibt.)

Die Elemente der ThemenZentrierten Interaktion (TZI) waren deshalb von vorneherein für unsere Arbeit mit Schreib-Gruppen wichtiger als die literarischen Ansprüche. Hierzugehört zum Beispiel, daß wir als Seminarleiter nicht dozierend außerhalb der Gruppe arbeiten, sondern stets selbst aktiv am kreativen Gruppenprozeß schreibend teilnehmen.

(Die Geschichte ist insofern etwas komplizierter, als ich selbst immer schon die literarischen und entsprechend auch die vom Buchmarkt diktierten kommerziellen Aspekte des Schreibens wichtig fand, weil ich selbst stets publiziert habe, und zwar seit meinem fünfzehnten Lebensjahr.)

Im Prinzip ist also unsere Form des Creative Writing eine Kombination des traditionellen Schreibens mit dem, was man in der modernen Psychotherapie als narrative Psychotherapie oder Poesietherapie bezeichnet.

Den deutlichsten Ausdruck findet all dies in der von uns entwickelten Vier-Spalten-Methode und in dem von uns weiter entwickelten Konzept der Heldenreise. Was Christopher Vogler in seinem fabelhaften Buch „The Writer’s Journey“ für den Drehbuchautor dargestellt hat, entspricht genau unserem eigenen Konzept, das literarisches und Selbsterfahrungs-Schreiben kombiniert: es machen sowohl die Figuren unserer Texte eine solchen Heldenreise durch als auch wir selbst als Schreiber dieser Geschichten.

Insofern könnte man das Schreiben eines Romans in diesem Sinne durchaus als Höchstform des HyperWriting bezeichnen. Dies ist übrigens der Hintergrund unseres Jahreskurses Minotauros-Roman-Projekt.

HyperWriting ist also, um es zusammenzufassen, ein neuartiger Zugang zum Schreiben, und zwar in mehrfacher Hinsicht:

  • Schreiben zusammen mit anderen (statt wie üblich allein), wobei den gruppenpädagogischen Methoden der ThemenZentrierte Interaktion (TZI) eine wesentliche Rolle zukommt
  • Einsatz neuester Erkenntnisse und Methoden der Angewandten Kreativitätspsychologie zur Förderung der kreativen Prozesse im individuellen und in der Gruppe
  • Förderung der Selbsterkenntnis und Selbsterfahrung (bis hin zur Selbsttherapie)
  • Bewußtseinserweiterung als Überwinden der „Enge des Bewußtseins“, wie sie mit den von uns vermittelten Werkzeugen der Vier-Spalten-Methode und des Clustering gefördert wird
  • Verbesserung des Selbstwertgefühls durch Arbeit an längeren und komplexeren Manuskripten (z.B. einem Buch-Projekt) sowie durch sinnvollen Umgang mit Kritik und Selbstkritik
  • Selbstsicherheitstraining durch Veröffentlichen in mehreren Stufen (vom Vorlesen in der kleinen Gruppe bis zur Publikation in gedruckter Form oder im Internet)
  • Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration durch spezielle Übungen
  • Intelligenztraining (durch ständige Vernetzung beim Schreiben und Überarbeiten – deshalb auch die Bezeichnung vernetzendes Schreiben )
  • ganzheitliches Gedächtnistraining (durch Förderung des Freien Assoziierens)

In unseren Seminaren können Sie selbst praktisch erleben und lernen, was wir unter Creative Writing und HyperWriting verstehen. Die Details finden Sie hier.

Bibliographie:

  • Hanson, Curtis (Regie): „Die Wonder Boys“, USA 2000
  • Scheidt, Jürgen vom: „Kreatives Schreiben – HyperWriting“ (1989) München 2006 (Allitera)
  • Vogler, Christopher: „The Writer’s Journey: Mythic Structure for Writers“. (1998) Dt. „Die Odyssee des Drehbuchschreibers“. Frankfurt am Main 1999/3. Aufl. (Zweitausendeins)